Unter dem Motto „Bildungskrise bekämpfen“ gingen am Samstag, den 26.11.2022, über 1.000 Schüler*innen, Eltern, Schulbeschäftigte, Lehramtsstudierende und weitere Unterstützer*innen auf die Straße. Sie marschierten mit dem Ziel, eine Ausbildungsoffensive für Lehramtsstudierende zu starten, ausreichend Schulplätze zu schaffen und eine Sofortunterstützung für Schulen durchzusetzen.
Wie kann es sein, dass an Bildung gespart wird? Wie kann es sein, dass nur 900 Lehrer jährlich die Berliner Hochschulen verlassen, obwohl 3000 Lehrer*innen pro Jahr gebraucht werden? Wie kann es sein, dass 20.000 Schulplätze in Berlin fehlen und trotzdem Schulbau- und Schulsanierungsmaßnahmen gestrichen werden?
Am Moritzplatz startete der Demonstrationszug mit der motivierenden Moderation durch Aylin, Mutter mehrerer schulpflichtiger Kinder, und Hannes, der als Lehrer täglich in der Berliner Bildungskrise arbeitet. Auch der Redebeitrag der Schülerin Asiye bewegte viele Anwesende nachdenklich. Sie berichtete davon, dass sie in der Schule vor allem eines lernt: Das Versprechen von der Politik nicht gehalten werden und sie jedes Jahr aufs Neue vertröstet werde, dass die versprochenen Sanierungen im kommenden Jahr endlich starten würden.
Mit Sprechchören wie „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Bildung klaut.“, „Schule – muss anders!“ oder „Sparen an der Bildung. – Das wird teuer!“ Trommeln und Rasseln zogen die 1.000 Menschen lautstakr durch die Straßen.
Erstes Ziel des Demonstrationszuges war die Senatsverwaltung für Finanzen. Hannes wies auf die Blockadehaltung von Finanzsentor Daniel Wesener (Grüne) hin. Schließlichd sin die ausgefallenen Schulsanierungen auf Druck der Senatsfinanzveraltung hin gestrichen worden. Und auch, dass die Unis zu wenige Lehrkräfte ausbilden und gleichzeitig die Seminare zu voll und die Studienbedingungen oft ungenügend sind, hat auch mit mangelnder Finanzierung zu tun. Viktor Köpke, Quereinsteiger, wies in seinem Redebeitrag darauf hin, dass er und seine Kolleg*innen mit falschen Gehaltsversprechen nach Berlin gelockt worden seien und man ihnen jetzt aber ein geringeres Einstiegsgehalt zahlen wolle. Auch hier gebrochene Versprechen. Manche seiner Mit-Quereinsteiger*innen hätten deswegen mittlerweile wieder abgebrochen.
Die Abschlusskundgebung fand dann am „Haus des Lehrers“ am Alexanderplatz statt. Zu Beginn wies Anne, Mutter vom Gymnasium am Europasportpark, auf ihren erfolgreichen Kampf für die Sanierung ihrer Schule hin. Sie machte aber gleichzeitig klar: Es geht hier nicht um Einzelfälle, sondern um ein strukturelles Problem. Der Senat müsse Schulen sanieren anstatt sie von der Investitionsliste zu streichen.
Die abschließenden Reden drehten sich alle um die Frage des Lehrkräftemangels und die Forderungen nach einer Ausbildungsoffensive. Kevin, der mit der Vision in sein Lehramtsstudium gestartet ist, ein Lehrer zu werden, der alles verändert, hat schon nach einem Monat Studium den Eindruck, sogar seinen Studiengang reformieren zu müssen. Er berichtete z.B., dass es nur 70 Plätzen im Pflicht-Schwimmkurs für 700 Sport-Lehramtsstudierende gebe. Martina Regulin, Berliner GEW-Vorsitzende, verknüpfte in ihrer Rede die Forderung nach kleineren Klassen mit der Forderung nach einer Ausbildungsoffensive. Und Claudius Baumann, kurz vor der Beginn seines Referendariats macht noch mal die Forderungen von „Schule muss anders“ für die Ausbildungsoffensive bei Lehrkräften und die Berliner Hochschulvertäge deutlich und warum es jetzt ein gutes Zeitfenster gibt, diese Forderungen durchzusetzen.
- Mehr Lehrkräfte: 3000 Lehrkräfte pro Jahr ausbilden und diese Zielzahl in den neuen Hochschulverträgen festschreiben!
- Die Unis müssen verbindlich und deutlich mehr Geld und Personal erhalten, um diesen Aufwuchs leisten zu können
- Transparente Verhandlungen statt Hinterzimmergespräche!
Seit mittlerweile acht Jahren verfehlen die Universitäten die in den Hochschulverträgen festgelegten Zielzahlen und bilden viel zu wenige Lehrkräfte aus. Und in den nächsten Jahren wächst der Bedarf. 3.000 Lehrkräfte jährlich müssten die Berliner Unis ausbilden, derzeit machen lediglich 900 Lehramtssudierende pro Jahr ihren Abschluss. Gleichzeitig weisen vor allem FU und HU jedes Semester tausende Bewerber*innen ab, die Lehramt studieren wollen.
Das Gute ist, dass die Berliner Hochschulverträge jetzt verhandelt werden. In ihnen wird festgelegt, wie viele Lehrkräfte bis 2028 an den Berliner Unis ausgebildet werden sollen. Im Kern geht es um die Frage:
Lassen wir zu, dass die Kinder, die jetzt in der Kita sind, ihre ganze Schulzeit über in einem Mangelsystem zur Schule gehen werden? Oder stellen wir jetzt die Weichen für ein gut ausgestattetes, gerechtes und inklusives Berliner Schulsystem, das Chancengleichheit ermöglicht?
#SchuleMussAnders und zwar jetzt sofort!
JETZT ist die Chance, klar zu machen, was wir wollen: Stoppt die Unterfinanzierung in der Bildung!
Dafür machen wir weiter Druck.
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